(Landkreis Schwaben-Unterallgäu; Reg.Bezirk Augsburg/Gmd.: Gablingen )
Koordinaten: xx°xx'xx.xx" ( Östlicher Länge),
xx°xx'xx.xx""N (Nördlicher Breite) - in Google-Earth)
Die markanten, Nord-/Süd verlaufenden Flußtäler des Lechs, der Schmutter und die Friedberger Ach, bildeten im Norden Augsburgs schon früh die Grundlage einer Besiedlung. Die rißeiszeitlich geformte "Langweider Hochterasse", wurde bereits in der Jungstein-, sowie Bronzezeit landwirtschaftlich besiedelt, währenddessen die Flußlandschaft um die Schmutter noch moorigen Boden besaß und den Menschen ausschließlich die Basis für Viehhaltung bot. Der germanische Name der Schmutter (nach J. Schnetz 1950 ) bedeutete " die morastige durch Moor fließende Ache".
Die Flur "Trentelberg" (4) liegt an einem nach Westen reichenden Geländevorsprunges (ca. 464m üN.N.). Sie erstreckt sich auf einer Gesamtfläche von ca. 4km², und senkt sich an der Abbruchkante zur Schmutter hin um ca. 13mtr. Höhenunterschied. Während der Kiesbauarbeiten 1982/83 wurden durch die intensive Beobachtung der heutigen Museumsleiterin - Frau Gudrun Nitsch Oberflächenfunde festgestellt. Intensive Rettungsgrabungen brachten auf diesem Gelände neben Feuerstellen, Pfostenspuren - von Gebäuden, frühbronzezeitliche Gefäßbruchstücke, sowie römische Befunde, als auch aus der späteren Besiedlung während der Völkerwanderung (alamannisch und karolingisch), als auch des darauffolgenden Frühen Mittelalters zutage. Durch Luftbildbeobachtung von OstLt. a.D. Otto Braasch, wurden im Nordteil des Trentelberges eine bislang unbekannte Grabenanlage gefunden werden.
Während der Grabungsarbeiten 1984 - 1986 stellte man fest, daß dieses Areal ein komplettes Gehöft, einem anschließenden Werkplatz für Metall- und Eisenverhüttung, samt Doppelpalisade und Tor umfaßte. Der durch das Luftbild entdeckte Graben konnte auf einer Länge von 15mtr. gesichert werden. Das gesamte Areal dieser Siedlung erstreckte sich nach neuesten Kenntnissen auf ca. 165mtr in der Nord-/Südachse, sowie 100mtr in der Ost-/West-Ausdehnung. Die untersuchte Gesamtfläche betrug ca. 2,8ha, wobei der durch den frühereren Kiesabbau abgegangene Teil weitere 1,2 ha beträgt, sodaß man das gesamte ehemalige Areal auf einer Fläche von ca. 4 Hektar vermutet.
Früheste Funde datieren aufgrund eines Keramikkomplexes in die frühe Bronzezeit. Man fand aber auch Objekte wie Silexwerkzeuge, Schaber, Klingen Sicheln und Kratzer aus Knollen- und Plattensilex, aber auch heimische Radiolithen. Keramik sowie Webgewichtsbruchstücke, (2 gänzliche erhaltene kegelfürmige Exemplare (im Museum ausgestellt). Ovale Bodenverfärbungen lassen auf div. Wandgräbchenhütten, sowie Wohn- und Stallhütten aus der späten Bronzezeit schließen. Ein seltener Fund in diesem Gebiet war eine spätkeltische Münze (LaTéne ca. 2.Jhdt v.Chr.).
Bereits bei früheren Geländeuntersuchungen durch Frau Nitsch fand man in der Nähe des Trentelberges ein ehemaliges römisches Gebäude, sowie auf dem Trentelberg-Areal eine Bügelfibel (1.Jhdt n.Chr.), sowie zwei kleinere Brandgräber. Die römische Ersatzstraße zur "Via Claudia" führte ca. 500mtr östlich des Trentelberges vorbei, und wurde im Mittelalter u. Neuzeit "Alte Heerstraße" genannt.
Während der Zeit der Völkerwanderung bot die Nord-/Süd Verbindung der Via Claudia Augusta
den einwanderenden Germanenstämmen, sowie Alamannen geeignetes Siedlungsland. Reihengräberfelder aus dem Gebiet Nordendorf, Achsheim, Gablingen, Hirblingen, Täfertingen belegen diese rege Siedlungstätigkeit. Man vermutet, daß aufgrund des frühesten aufgefundenen Friedhofes im Gablinger Raum (auf dem südichen "Kühberg" ; ca. 1,7km nördlich vom Trentelberg) eine erste Siedlergruppe ca. um 500 n.Chr (wohl nach der Schlacht bei Tolbiacum/Zülpich, NRW 496nChr.) nach hierher gelangt sind. Man nimmt an, daß sich diese erste Ansiedlung auf dem Gelände von Gablingen befand, angenommen durch die thüringische Ortsnamenform "Gabelungen", belegt durch Gräberfunde aus diesem frühesten Friedhof. Nach dieser verlorenen Schlacht stellten sich die Alamannen und weitere verbündete (Thüringer, Böhmen u.a.) unter den Schutz der Ostgoten, deren König - Theoderich d.Gr. ihnen die ehemalige "Provinz Raetia II" als Flüchtlingsland zur Verfügung stellte. Bereits 537n.Chr. werden diese Gebiete einem seiner Nachfolger - Witiges (auch Wittichis genannt), an die Merowinger abgetreten, welche fortan die Herrschaft über dieses Gebiet zu behaupten versuchten.
Die erste Besiedlung des Trentelberges dürfte in einer zweiten Besiedelungswelle - nach den Leuten des "Gabilo" (Bestattung auf dem Kirchsteig Reihengräberfeld des 6.-7. Jhdt.) erfolgt sein. Untersuchungen ergaben einen Besiedlungszeitraum von ca. 200-300 Jahren aus der germanisch-karolingischen Epoche, die heute zu den größten frühmittelalterlichen Siedlungsgrabungen in Bayerisch-Schwaben südlich der Donau zählt. Der aufgefundene Graben (Datierung ca. 5.-6.Jhdt.) läßt auch auf eine zeitweilige Verteidigungsanlage mit Gräben und Palisadenumzäunung schließen. Dies läßt u.a. auf die Herausbildung einer "merowingischen Staatsdomäne" - ähnlich den späteren karolingischen Staatsgütern schließen. Anrainende Fluren heißen heute noch "Burghof" oder "Rosshimmel", man beachte dabei, daß aus dem Mittelalter keine diesbezügliche Burg im weiteren Umkreis bekannt geworden ist. Auch der Name "Rosshimmel" könnte einen Hinweis auf einen Friedhof verendeter Pferde geben, welcher in der unmittelbaren Nähe der bedeutenden Nord-/Süd-Straße, des Alten Heerweges (Nachfolgestraße der Via Claudia) angelegt wurde und der befestigten Siedlung den Status einer wichtigen Relaisstation mit Pferdewechsel hatte.
Die anschließende Aufschüttung dieses Grabens (Anfang 7.Jhdt. - die 3. Stufe der Besiedelung) weist auf eine später friedlichere intenisiverte Urbanisierung während der (Merowinger- Karolingerzeit) hin. Frühmittelalterliche Langhäuser (insgesamt 7 Stück mit Größen von 23,5 : 6,7 Metern) zwei Schwellbalkenhäuser, sowie mittlere und kleinere Ständerbauten, Grubenhütten und Feuerstellen) runden dieses Bild ab. Mit Ausnahme von 3 Bauten, die auch "mittelschiffige Pfostenreihen" aufwiesen (vermutlich Herrenhäuser, waren alle anderen Bauten meistens einschiffig (genannt nach der "Lauchheimer Norm") errichtet. Die Konstruktion dieser Häuser läßt auf die übliche zeitgemäße Bauweise Wandverkleidung - Bohlbretter, oder Spaltbohlen, Dacheindeckung durch das Schilf der naheliegenden Schmutterauen, schließen. Sämtliche Häuser waren in der Ost-/West-Ausrichtung erbaut. Keramikfunde zeigen bedeutende Vergleiche mit einer in der Näheliegenden Siedlung von Unterregenbach hin.
Die alamannisch/merowingischen Freiheitsbestrebungen gingen dann jedoch aufgrund dem "Tag von Cannstatt" (746 nChr. Der fränkische Hausmeier schlägt den letzten alamannischen Aufstand nieder)
ihrem Ende entgegen. Der fortschreitende Einfluß der Franken, der Bau der ersten Ortskiche von Gablingen mit dem Patronat St. Martin, sowie die Verlegung des Friedhofes und eines Großteiles der Siedlung zur Ortskirche vollzogen sich dann gegen Ende des 8.Jhdt. Dies dürfte die Endphase für die Besiedelung des Trentelberges gewesen sein. Funde aus dem Spätmittelalter von Keramikscherben (12.-13.Jhdt) lassen einen nochmaligen kurzen Bau und Nutzung des ehemaligem Areals aus dem Frühmittelalter schließen.
Literaturquellen/Hinweise:
O. Schneider (1986), "Das Archäolog. Jahr in Bayern, S.141/142 - Eine Alamannische Hofstelle auf dem Trentelberg bei Gablingen."
O.Schneider/G.Nitsch, Sonderdruck:
"Die frühmittelalterliche Siedlung auf dem Trentelberg bei Gablingen" Festschrift für W. Pötzl zum 60.Geburtstag
G. Nitsch (1995/96), Jahresbericht Heimatver.LKr. Augsburg, 25 S.65 "Keltische Silbermünze vom Trentelberg"
G. Nitsch (1997/98), "Römischer Werkplatz auf dem Fürsaumfeld bei Gablingen"
Adress-Link: Museum Gablingen/Location
Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Landkreis Augsburg
verantwortlich:
G. Nitsch, Grünholder Straße 7, 86456 Gablingen, Tel. 08230/701349
Öffnungszeiten: Jeden 1. Sonntag im Monat von 10:00 bis 12:00 und von 14:00 - 16:00 Uhr ; Führungen können auch angemeldet werden unter: 08230/701349 oder 08230/9943